Mit “Hygge: Definition dänischer Gelassenheit” sind wir im ersten Teil der Artikelserie über die skandinavischen Elemente für ein glückliches und zufriedenes Leben und besuchen als erstes Dänemark.
Dort kennt man das “Hygge” – ein Konzept, das die Rolle von Gemütlichkeit und Behaglichkeit für ein entspanntes Leben betont und damit ein Gegengewicht zu unserer schnelllebigen und stressreichen Zeit setzt.
Hygge hat in den letzten Jahren einen wahren Boom als Trendwort erlebt und es gibt weltweit Bücher in den unterschiedlichsten Sprachen. In Dänemark spielt Hygge eine wichtige Rolle im täglichen Leben und ist tief in die kulturelle Identität des Landes verwurzelt.
Dabei ist es gar nicht so einfach, eine passende Hygge Definition zu finden. Denn was genau Hygge ist, kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Es geht immer darum, was dazu beiträgt, sich persönlich gut und behaglich – oder eben “hyggelig” – zu fühlen.
Hygge: Definition und historische Wurzeln
Ich will aber trotzdem versuchen, eine Hygge Definition zu geben, auch wenn das wie gesagt, nicht so einfach ist.
Woher genau das Wort Hygge stammt, darüber streiten sich die Gelehrten. Alleine aus diesem Gesichtspunkt ist also eine Hygge Definition schwierig.
Die einen sagen, dass Hygge vom Altnordischen “hyggja” abstammt, was “denken” bedeutet. Es könnte aber auch mit dem altnordischen “hugr” verwandt sein, was “Mut” bedeutet.
Dann gibt es noch die Theorie, dass Hygge vom norwegischen “hyggja” herrührt, was “gemütlich machen” bedeutet und damit dem Kern des Hygge schon recht nahe kommt.
Erstmals schriftlich nachweisen lässt sich das Wort Hygge in der dänischen Kultur im 18. Jahrhundert. Obwohl das Wort an sich also noch gar nicht so lange in Gebrauch ist, sind die dahinter liegenden historischen Ideen aber schon viel länger “im Einsatz”.
Hygge und die Wikinger
Denn die gehen vermutlich schon auf die Wikinger zurück. Die waren zwar eher bekannt dafür, recht ungemütliche Gesellen zu sein – also das Gegenteil von Hygge. Aber im kalten und dunklen nordischen Winter waren auch die Wikinger froh, wenn sie es sich in ihrem Langhaus bei Kerzenschein und warmem Essen im Kreis ihrer Familie gemütlich machen konnten.
Und genau da liegen vermutlich auch die historischen Wurzeln von Hygge: Hygge als Gegenmittel gegen die einsamen und kalten Winterabende des Nordens.
Mittlerweile hat sich Hygge aber zu einem eigenen Lebensstil entwickelt, der das ganze Jahr über für Wohlbefinden und Glück sorgt und bei dem es darum geht, Freude an den kleinen Dingen im Leben zu finden.
Egal ob man Zeit mit seinen Liebsten verbringt, eine warme Tasse Tee genießt oder es sich einfach mit einem guten Buch gemütlich macht – immer geht es darum, ein Gefühl von Komfort, Sicherheit und Entspannung im eigenen Zuhause und im Leben insgesamt zu schaffen.
Geselligkeit als Teil von Hygge
Soziale Kontakte und die Pflege von Beziehungen und Freundschaften sind ein wichtiger Bestandteil einer solchen hyggeligen Lebensweise. Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen und positive Beziehungen aufzubauen, ist damit ein wichtiger Baustein der Hygge Definition.
Indem wir uns Zeit nehmen, um unsere Beziehungen zu pflegen und uns gegenseitig zu unterstützen, können wir ein Gefühl der Gemeinschaft und Verbundenheit schaffen, das uns glücklicher und zufriedener macht.
Und das bestätigt auch die Wissenschaft.
So kommt eine Metastudie, die fast 150 Einzelstudien mit insgesamt 300.000 Teilnehmern untersucht hat, zu einem eindeutigen Schluss: Gute soziale Kontakte wirken lebensverlängernd, Einsamkeit wirkt sich dagegen negativ auf die Lebenserwartung aus.
Sich gut um seine Freundschaften und Beziehungen zu kümmern, ist also nicht nur Hygge, sondern auch gesund!
Und dafür gibt es viele Möglichkeiten: Gemeinsam ein leckeres Essen kochen, Spieleabende veranstalten oder einfach nur gemeinsam spazieren gehen sind typische Hygge-Aktivitäten, die gleichzeitig eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Aber auch kleine Gesten wie Umarmungen oder gemeinsames Lachen können dazu beitragen, ein Gefühl von Verbundenheit zu schaffen.
Mehr Hygge ins eigene Leben zu holen, bedeutet daher auch, sich gezielt Zeit mit der Familie und den eigenen Freunden zu nehmen und dieser Zeit Priorität einzuräumen.
Hygge ermutigt uns dabei immer wieder, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und unsere Beziehungen als wichtige Bausteine für ein glückliches, zufriedenes und gesundes Leben zu schätzen.
Hygge Definition und Essen
Gutes Essen und warme Getränke – am besten im Kreise der Familie oder zusammen mit Freunden – sind wesentliche Elemente für mehr Hygge im Leben. Denn beim Hygge geht es vor allem darum, darauf zu achten, sich wohlzufühlen und wie könnte man das besser erreichen als durch gute, gesunde Mahlzeiten und warme, wohltuende Getränke?
Die dänische Küche bietet eine Vielzahl herzhafter Gerichte, die sich perfekt für kalte Winternächte eignen. Vor allem warme Suppen und Eintöpfe passen gut zu einer hygelligen Atmosphäre.
Auch beliebt bei den Dänen: Eine gute Tasse heißer Kaffee zusammen mit einem Stück selbstgebackenem Kuchen oder Gebäck. Oder du probierst eine Tasse heißen Kakao oder Gewürztee als Muntermacher.
Ob bei einer selbstgemachten Mahlzeit oder einem Besuch in einem gemütlichen Café: Der Genuss von gutem Essen und warmen Getränken im engsten Freundes- oder Familienkreis ist die perfekte Möglichkeit, dem Tag etwas Hygge zu verleihen.
Hygge geht auch alleine
Hyggelig leben kann man aber auch alleine. Als Teil der Hygge Definition ist es sogar notwendig, sich auch Zeit für sich selbst zu nehmen, um zu entspannen und neue Energie zu tanken.
Eine Möglichkeit dafür besteht darin, ein gutes Buch zu lesen oder sich einen seiner Lieblingsfilme anzusehen. Wenn du dir auf diese Weise eine kleine Auszeit nimmst und dich für eine Weile in einer anderen Welt verlierst, bekommst du etwas Abstand zum Stress und den Sorgen des Alltags.
Das macht in der kälteren Jahreszeit, mit einer warmen Tasse Tee oder Kakao unter der Decke gekuschelt, natürlich besonders viel Spaß – genau das ist ja der eigentliche Ursprung von Hygge.
Schnapp dir also bei nächster Gelegenheit einen Roman, den du schon immer lesen wolltest, oder schaue dir einen Filmklassiker an, den du gerne magst, mach dir einen heißen Kakao und entspanne dich dabei einmal so richtig vom Grund auf.
Im Leben geht es immer auch um Ausgleich und das Finden der richtigen Balance zwischen Anspannung und Entspannung – eine Idee, die nicht nur hyggelig ist, sondern die auch die Grundlage des schwedischen Lagom bildet, um das es im nächsten Artikel meiner kleinen Skandinavien-Serie geht.
Hyggeliges Outfit
Mehr Hygge ins Leben holen kannst du aber auch schon durch die Auswahl deiner Kleidung. Wenn es nämlich darum geht, Hygge zu erreichen, sind bequeme Kleidung und Socken ein Muss! Schließlich gibt es nichts Schöneres, als es sich in der Lieblingsjogginghose mit kuscheligen Socken auf dem Sofa gemütlich zu machen.
Zur Hygge Definition gehört nämlich eigentlich alles, was warm, weich und bequem ist – und das gilt natürlich ganz besonders auch für die Kleidung. Denn nichts ist uns näher als das, was wir anhaben. Entscheide dich deshalb für Kleidung, in der du dich frei bewegen kannst und in der du dich entspannt fühlst. Auch so machst du dein Leben etwas hyggeliger.
Entschleunigen und den Moment genießen
Einer der grundlegenden Aspekte einer Hygge Definition ist es, langsamer zu werden, zu entschleunigen und den Moment zu genießen. Insofern hat Hygge viele Gemeinsamkeiten mit einem anderen Trendwort unserer Zeit: Achtsamkeit (engl. mindfulness).
Fast ist man geneigt zu sagen, die Wikinger waren die ersten, die Achtsamkeit praktiziert haben .
Die meisten von uns leben ein schnelllebiges Leben. Ständig sind wir unterwegs und die meisten von uns haben eine schier endlos lange ToDo-Liste, die noch dazu umso voller zu werden scheint, je mehr Aufgaben man abhakt.
Dieser Lebensstil kann Stress verursachen und uns das Gefühl geben, nie wirklich im Moment präsent zu sein.
Um Hygge zu praktizieren, nimm dir die Zeit zum Entschleunigen und Entspannen und genieße die einfachen Dinge im Leben. Anstatt ständig auf das Telefon zu schauen oder in Gedanken in die Zukunft abzudriften, versuche präsent und gegenwärtig zu sein und deine unmittelbare Umgebung wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Nimm dir einen Moment Zeit, um einen heißen Kakao zu schlürfen, während du dich in eine kuschelige Decke gehüllt mit deinem Lieblingsbuch beschäftigst, während draußen der Regen ans Fenster prasselt. Diese kleinen Momente der Entspannung und Wertschätzung können großen Trost spenden und auf lange Sicht zu einem erfüllteren Leben führen.
Die Bedeutung der Natur für Hygge
Wir haben gesehen, dass Hygge eng mit Gemütlichkeit, Wärme und Wohlbefinden zusammenhängt. Aber was hat das Ganze eigentlich mit der Natur zu tun?
Tatsächlich spielt die Natur in der Hygge Definition eine wichtige Rolle. Die Dänen legen Wert darauf, viel Zeit im Freien zu verbringen und sich mit der Natur zu verbinden, um eine gemütliche und friedliche Atmosphäre zu schaffen.
Hygge Definition und Natur gehen Hand in Hand
Denn die Natur bietet uns nicht nur einen wunderschönen Rahmen für entspannte Momente und schöne Erinnerungen – sie hat auch einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Darüber gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Studien, die belegen, dass der Aufenthalt in der Natur sich positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit auswirkt.
Dazu ein kleines Gedankenexperiment:
Stell dir vor deinem inneren Auge einmal vor, wie du durch einen malerischen Wald gehst. Oder du stellst dir vor, wie du an einem Strand entlang spazierst. Mache das innere Bild schön groß und hell und so lebendig wie möglich.
Wie fühlt sich das an?
Allein schon die Vorstellung von so einem Spaziergang im Wald oder am Wasser lässt uns gleich zur Ruhe kommen und uns entspannter fühlen. In solchen Momenten sind wir ganz im Einklang mit unserer Umgebung und vergessen all unseren Alltagsstress. Das Gefühl von Ruhe und Ausgeglichenheit stellt sich ein – genau das ist Hygge pur!
Wie viel mehr Hygge erleben wir dann erst, wenn wir wirklich in der Natur unterwegs sind?
Hygge in der Natur finden
Natürlich kannst du nicht nur in der Natur spazieren gehen. Es gibt eine ganze Reihe von Tätigkeiten in der Natur, die du machen kannst, um mehr Hygge ins Leben zu bringen.
Das kann natürlich auch ein Spaziergang im Stadtpark sein. Du könntest aber auch ein schönes Picknick an einem See machen oder aber du machst ein richtiges “Bad im Wald”, das sog. Waldbaden, das viele positive Effekte auf die eigene Gesundheit hat.
Ich bin zum Beispiel sehr gerne mit meinem Hund draußen unterwegs und streife mit ihm zusammen durch die Wiesen und Wälder der Umgebung. Oft habe ich mich dabei schon einfach für 2-3 Stunden irgendwo in die Natur gesetzt und die Sonne, die frische Luft und die Natur um mich herum genossen.
Du glaubst gar nicht, wie entspannend so ein Nachmittag sein kann!
Aber auch schon das bewusste Hören von Vogelgesang am offenen Fenster und selbst das entspannte Beobachten der Wolken am Himmel sind Tätigkeiten, die mehr Hygge in dein Leben bringen!
Einige Ideen und Vorschläge für mehr Hygge durch solche Aktivitäten findest du übrigens auch bei den Daily Flow! – Übungen hier auf Flowfeather.
Wenn du einen Balkon hast, kannst du den mit Pflanzen gestalten und so eine hyggelige Atmosphäre schaffen. Viele Anregungen dazu findest du auf der Seite Bio-Balkon von Birgit Schattling, auf die ich schon öfters hingewiesen habe. Und wenn du einen Garten hast, hast du sogar noch mehr Möglichkeiten, damit mehr Hygge in dein Leben zu bringen.
Natur in den eigenen vier Wänden
Aber selbst, wenn du weder einen Garten noch einen Balkon hast, kannst du mehr Natur und damit mehr Hygge in deine eigenen vier Wänden bringen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer gemütlichen Leseecke am Fenster mit Blick in den (hoffentlich) grünen Hinterhof oder einem Zimmerpflanzenarrangement in der Wohnung?
Durch solche kleinen Gestaltungselemente kannst du dir zu Hause eine Hygge-Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen.
Die Dänen bringen auch gerne natürliche Elemente wie frische Blumen und Pflanzen ins Haus, um so für ein Gefühl der Ruhe und Entspannung zu sorgen. Darüber hinaus werden in dänischen Häusern häufig natürliche Materialien wie Holz und Wolle verwendet, um eine warme und einladende Atmosphäre zu schaffen.
Mach es genauso und verwende in deiner Wohnung mehr natürliche Materialien und sorge so für mehr Hygge in deinem Zuhause!
Holzmöbel und Dekorationsgegenstände verleihen einem Raum Wärme und Struktur, während Steine für ein Gefühl von Erdung und Stabilität sorgen. Du kannst auch natürliche Düfte wie ätherische Öle oder Kerzen nutzen, um deinem Hygge-Zuhause zusätzliche Gemütlichkeit zu verleihen.
Und natürlich dürfen in einem richtigen “Hygge-Haushalt” auch keine Kerzen fehlen. Nicht umsonst sind die Dänen die Weltmeister im Kerzenverbrauch!
Durch die Integration dieser natürlichen Elemente kannst du die erdende und beruhigende Wirkung der Natur in deine eigenen vier Wände holen und so mehr Hygge erleben.
Insgesamt ist die Natur also ein wesentlicher Bestandteil der Hygge Definition, und die Dänen haben Wege gefunden, sie in jeden Aspekt ihres Lebens zu integrieren.
Fazit
Hygge ist ein wichtiger Aspekt der dänischen Kultur und trägt entscheidend dazu bei, das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit der Menschen zu steigern. Hygge steht für Gemütlichkeit, Zusammengehörigkeit und Naturverbundenheit.
Die Idee dahinter ist einfach: Schaffe dir einen gemütlichen Ort, an dem du dich wohlfühlst und nimm dir Zeit für die kleinen Freuden des Lebens – alleine oder zusammen mit deiner Familie und deinen Freunden.
Auch die Natur spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie bietet sowohl den Raum für gemeinsame Aktivitäten als auch den Rückzugsort zur Entspannung. Durch das Bewusstsein für diese Aspekte können wir alle von der dänischen Lebensphilosophie lernen und unser eigenes Leben um ein Stückchen Hygge bereichern.